Mit der
Internationalisierung des Wettbewerbs, kürzer werdenden Produktlebenszyklen und
gestiegenen Kundenanforderungen auf gesättigten Märkten haben die Herausforderungen
an die Reaktionsgeschwindigkeit von Unternehmen auf marktbezogene Veränderungen
generell zugenommen. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass die
IT-Unterstützung in Versicherungen heute auf einer stark heterogenen Systemlandschaft
beruht, die über weite Teile noch durch historisch gewachsene Altsysteme abgedeckt
ist. Dies hindert die „unternehmerische Mobilität“, welche sich durch
strukturelle Flexibilität und operative Elastizität auszeichnet. Das (Wieder)Erlangen
einer unternehmerischen Mobilität stellt die Versicherungswirtschaft und
insbesondere deren interne IT-Lösungen derzeit vor sehr grosse
Herausforderungen. Denn um Prozesse radikal kundenorientiert (intern und/oder
extern) zu gestalten, müssen die IT-Systeme und insbesondere die Datenflüsse
zwischen den vorhandenen Systemen angepasst und bewusster gestaltet werden. Die
historisch gewachsenen IT-Infrastrukturen erschweren auch massgeblich die Zusammenführung
von IT-Systemen und Daten. Somit ist heute die IT von Versicherungsunternehmen
kaum in der Lage, eine effiziente, transparente und flexible Unterstützung für
die kundenbezogenen Geschäftsprozesse der Versicherer zu liefern
Die Ursprünge
heutiger Kern-Versicherungssystemen reichen mehr als 30 Jahre zurück. So wurden
in den 80er und 90er Jahren oftmals spartenspezifische Systeme umgesetzt,
welche auf die Anforderungen einer bestimmten Branche ausgerichtet waren.
Datenmodell und Fachlogik wurden dabei typischerweise „hart codiert“, d.h. die
meisten der Vertragsverwaltungssysteme aus dieser Zeit waren noch nicht
„produktgetrieben“.
Mit der
Verbreitung objektorientierter Programmiersprachen in den 90er-Jahren wurden
die spartenspezifischen Vertragsverwaltungssysteme oft durch
spartenübergreifende Vertriebssysteme (Tarifrechner, Angebotssysteme, etc)
ergänzt, in welchen die Logik der Vertragsverwaltungssysteme ein Stück weit
dupliziert wurde.
Erst seit Ende
der 90er-Jahre hat sich allmählich die Idee des produktgetriebenen
Kern-Versicherungssystems durchgesetzt, welches auf spartenunabhängigen
Konzepten für Datenhaltung und Fachlogik beruht und dadurch flexibel für die
unterschiedlichsten Sparten eingesetzt werden kann.
Heute (2012)
haben schätzungsweise gut die Hälfte der Schweizer Versicherungsgesellschaften
den Schritt zum spartenunabhängigen Kern- Versicherungssystem geschafft. Knapp
die Hälfte der Versicherer haben als Backendsysteme noch immer
spartenspezifischen Lösungen im Einsatz, welche einerseits den veränderten
fachlichen Anforderungen nicht mehr ganz gerecht werden und und andererseits
oftmals auf auslaufenden technischen Plattformen beruhen. Unter
dem Verständnis, dass IT resp. Software ja letztlich nur ein Mittel zur
Optimierung von Geschäftsprozessen darstellt, können heutige IT-Lösungen von
Versicherungsunternehmen dieser Aufgabe nur noch mit unverhältnismässig grossem
Aufwand gerecht werden.
Viele Versicherer haben erkannt, dass in diesem zunehmend dynamischen
Umfeld ein „produktgetriebenes“ IT-System ein wichtiger Grundpfeiler ist für
die Umsetzung ihrer Unternehmensstrategie und den sich daraus ergebenden
Anforderungen. Die Fähigkeit, Produkte und deren Funktionalitäten nach „fachlichen“
Gesichtspunkten zu modellieren und diese schnell und kostengünstig in den
IT-Systemen umzusetzen stellt heute einen der kritischen Erfolgsfaktoren eines
jeden Versicherungsunternehmens dar.
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