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7. Januar 2013

30 Jahre Laufzeit sind zu viel - oder die Krux von alten Systemen



Mit der Internationalisierung des Wettbewerbs, kürzer werdenden Produktlebenszyklen und gestiegenen Kundenanforderungen auf gesättigten Märkten haben die Herausforderungen an die Reaktionsgeschwindigkeit von Unternehmen auf marktbezogene Veränderungen generell zugenommen. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass die IT-Unterstützung in Versicherungen heute auf einer stark heterogenen Systemlandschaft beruht, die über weite Teile noch durch historisch gewachsene Altsysteme abgedeckt ist. Dies hindert die „unternehmerische Mobilität“, welche sich durch strukturelle Flexibilität und operative Elastizität auszeichnet. Das (Wieder)Erlangen einer unternehmerischen Mobilität stellt die Versicherungswirtschaft und insbesondere deren interne IT-Lösungen derzeit vor sehr grosse Herausforderungen. Denn um Prozesse radikal kundenorientiert (intern und/oder extern) zu gestalten, müssen die IT-Systeme und insbesondere die Datenflüsse zwischen den vorhandenen Systemen angepasst und bewusster gestaltet werden. Die historisch gewachsenen IT-Infrastrukturen erschweren auch massgeblich die Zusammenführung von IT-Systemen und Daten. Somit ist heute die IT von Versicherungsunternehmen kaum in der Lage, eine effiziente, transparente und flexible Unterstützung für die kundenbezogenen Geschäftsprozesse der Versicherer zu liefern

Die Ursprünge heutiger Kern-Versicherungssystemen reichen mehr als 30 Jahre zurück. So wurden in den 80er und 90er Jahren oftmals spartenspezifische Systeme umgesetzt, welche auf die Anforderungen einer bestimmten Branche ausgerichtet waren. Datenmodell und Fachlogik wurden dabei typischerweise „hart codiert“, d.h. die meisten der Vertragsverwaltungssysteme aus dieser Zeit waren noch nicht „produktgetrieben“.

Mit der Verbreitung objektorientierter Programmiersprachen in den 90er-Jahren wurden die spartenspezifischen Vertragsverwaltungssysteme oft durch spartenübergreifende Vertriebssysteme (Tarifrechner, Angebotssysteme, etc) ergänzt, in welchen die Logik der Vertragsverwaltungssysteme ein Stück weit dupliziert wurde.

Erst seit Ende der 90er-Jahre hat sich allmählich die Idee des produktgetriebenen Kern-Versicherungssystems durchgesetzt, welches auf spartenunabhängigen Konzepten für Datenhaltung und Fachlogik beruht und dadurch flexibel für die unterschiedlichsten Sparten eingesetzt werden kann.

Heute (2012) haben schätzungsweise gut die Hälfte der Schweizer Versicherungsgesellschaften den Schritt zum spartenunabhängigen Kern- Versicherungssystem geschafft. Knapp die Hälfte der Versicherer haben als Backendsysteme noch immer spartenspezifischen Lösungen im Einsatz, welche einerseits den veränderten fachlichen Anforderungen nicht mehr ganz gerecht werden und und andererseits oftmals auf auslaufenden technischen Plattformen beruhen. Unter dem Verständnis, dass IT resp. Software ja letztlich nur ein Mittel zur Optimierung von Geschäftsprozessen darstellt, können heutige IT-Lösungen von Versicherungsunternehmen dieser Aufgabe nur noch mit unverhältnismässig grossem Aufwand gerecht werden. 

Viele Versicherer haben erkannt, dass in diesem zunehmend dynamischen Umfeld ein „produktgetriebenes“ IT-System ein wichtiger Grundpfeiler ist für die Umsetzung ihrer Unternehmensstrategie und den sich daraus ergebenden Anforderungen. Die Fähigkeit, Produkte und deren Funktionalitäten nach „fachlichen“ Gesichtspunkten zu modellieren und diese schnell und kostengünstig in den IT-Systemen umzusetzen stellt heute einen der kritischen Erfolgsfaktoren eines jeden Versicherungsunternehmens dar. 


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